Hintergründe Olivenöl-Petition

Nicht die Ölkännchen gehören abgeschafft,
sondern die EU-Olivenölverordnung.

Eine abermalige ‚Reform‘ der EU-Olivenölverordnung verbietet den Oliviers nun, jegliche individuelle Kennzeichnung ihres Olivenöls wie näheren Angaben zu Herkunft, Geschmack und Verwendung auf das Etikett zu schreiben. Ein Winzer, z.B. von der Mosel, dürfte danach seinen Wein nur mit der Aufschrift ‚Wein aus Deutschland‘ auszeichnen. „Es reicht!“ Das wollen wir mit der Olivenöl-Petition jetzt öffentlich kundtun, und es sollte mehr als nur eine Protestnote werden, es muss sich tatsächlich etwas ändern.

Petition-Boxtext

Unterstützen Sie diese Petition mit Ihrer Unterschrift. Nutzen Sie dabei auch die Verbreitung dieser Petition über die sozialen Medien durch ‚Teilen‘ mit Freunden und Bekannten. Die EU-Verordnung werden wir damit eher nicht zu Fall bringen, obwohl das auch kein schlechtes Ergebnis wäre. Ein Runder Tisch, wie gefordert, als Reaktion auf die nächsten Veröffentlichungen von Olivenöl-Panschereien, das scheint jedoch ein erreichbares Ziel. Angesichts der schlechten Ernte in Italien werden wir nicht lange auf den neuesten ‚Olivenöl-Skandal‘ warten müssen.

Am 22. September 1966 wurde mit der EU-Verordnung 136/66 erstmals ein Gesetz für Olivenöl in Abgrenzung zu anderen Speisefetten und Ölen geschaffen. Sicher war einer der Gründe für diese spezielle Gesetzgebung, die vielfachen Betrüge an diesem Lebensmittelprodukt einzudämmen. 2016 jährt sich dieses Gesetz nun, mit seinen zahlreichen Änderungen, die es über die Jahre erfahren hat, zum fünfzigsten Mal. Schaut man rückblickend auf seine Wirkung, sieht man eine Geschichte nahezu jährlicher Olivenölskandale mit einer nachfolgenden Verfeinerung der Olivenölpanschereien, der Legalisierung von Betrug und der Förderung industriell hergestellter Olivenöle. Experten schätzen Olivenöl wie eh und je als das am meisten von Betrug betroffene Lebensmittel innerhalb der EU ein.

Olivenölbetrug gab es zu allen Zeiten

Bestanden die Betrügereien vor der Gesetzgebung vor 49 Jahren zumeist aus Zumischungen von Ölen anderer Provenienz, so bewirkte die Einführung von Qualitätsklassen – mit dem ‚Nativen Olivenöl Extra‘ als der höchsten Güteklasse –, einer Auslese vergleichbar, nur eine Verlagerung der Fälschung in die Labore. Lampantöle, die schon immer einen sehr großen Teil der produzierten Qualität ausmachten, wurden tatsächlich eher für Öllampen als zum Essen verwendet. Ein weiterer, großer Anteil der produzierten Olivenöle hatte durchschnittlich die Qualität, die beim Wein einem einfachen und ehrlichen Landwein gleichkäme. Die Oliven wurden reif geerntet, archaisch in der Steinmühle verarbeitet, und das Öl wurde nicht gefiltert. Dadurch schmeckte es schön weich und buttrig, war nicht lagerfähig, und bald schon bekam es ranzige Noten, an die man aber gewöhnt war.

Der Betrug ist heute faktisch legalisiert

Auch wenn heute Olivenöl zumeist in modernen Edelstahlmühlen erzeugt wird, entstehen dabei meistens Öle, die immer noch diese schlechte oder höchstens einfache Qualität besitzen. Große, den Markt beherrschende Konzerne lassen diese Olivenöle von zahlreichen Zwischenhändlern einsammeln, um sie dann in ‚Chemiefabriken‘ zu Nativem Olivenöl Extra zu rektifizieren, wie man diese Schönung der Öle nennt. Weil aber alle chemisch-technischen Fortschritte bei der Rektifizierung die schlechte Ursprungsqualität nicht überdecken können, wurden mit vielen Änderungen der Olivenölverordnung entsprechende Anpassungen vorgenommen, z.B. durch großzügige Fehlertoleranzen. Was früher noch ein Lampantöl war, ist nach heutiger Gesetzeslage großenteils zumindest ein ‚natives Olivenöl‘. Olivenölskandale kann es daher heute kaum mehr geben, der Betrug ist durch die Gesetzgebung quasi legalisiert worden. Heute ist es überwiegend nicht mehr das einfache Bauernöl, das die Verbraucher in die Flasche abgefüllt bekommen, sondern das zur Auslese rektifizierte Lampantöl.

Oliviers müssen frei sein dürfen

Noch zaghaft, aber in Ansätzen erkennbar, schickt sich eine junge Generation von Kleinerzeugern an, sich zu Oliviers zu qualifizieren und damit nicht mehr nur Oliven-Rohstofflieferanten für die Olivenölindustrie sein zu müssen. Sie haben auf dem Markt, vergleichbar den Winzern beim Wein, nur dann eine Chance, wenn sie der industriell gefertigten Olivenölmelange ein echtes und individuelles Olivenöl entgegen setzen. Die Olivenölverordnung ist aber, sicher nicht zufällig, zu einer Industrienorm geworden, der sich wegen des Gesetzescharakters in Europa alle unterordnen müssen. Auch wir mussten jetzt alle individuellen, für Sie als Verbraucher/innen interessanten Informationen von den Etiketten entfernen. Das hat uns u.a. über 10.000 Euro zur Herstellung  neuer Druckklischees gekostet.

List alleine reicht nicht mehr

Inspiriert von Athene, die wir zu unserer Schutzpatronin gewählt haben, weil sie neben der Göttin der Handwerkskünste und der Weisheit auch die der Kriegslist war, reagieren wir zwar schon lange mit immer neuer Kreativität auf die einschränkenden Veränderungen, aber die Spielräume dafür sind fast verbraucht. Es reicht!

 

 

 

2 Gedanken zu „Hintergründe Olivenöl-Petition“

    1. Hallo Carmen,
      auf der Startseite findest Du rechts den Button mit den grimmig drein schauenden Oliven. Einfach anklicken, Du landest dann bei change.org, es ist die Plattform auf der die Petition zum Unterschreiben verwaltet wird. Danke fürs Mitmachen.

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