Wir sind überwältigt von Ihren spontanen Reaktionen

Neben der Abstimmung erreichen uns viele Schreiben, in denen Sie Ihre auch weitergehende Hilfsbereitschaft bekunden, viele Anregungen und Ideen an uns herantragen, über eigene Erfahrungen mit schwierigen Situationen und vergleichbarem anderen gesellschaftlichen Engagement berichten oder uns auch für die Initiative loben. Das geben wir gern zurück! Sie sind bewundernswert, mit Ihrer Haltung des Zusammenhalts, mit der Sie die Kraft und die Möglichkeit einer Zivilgesellschaft aufblitzen lassen, aus der sich so viel Mut und Vertrauen in die Zukunft schöpfen lässt.

Wir bitten um Verständnis, dass wir angesichts der Fülle der Schreiben, diese nicht alle beantworten können. Ihre Anmerkungen, Anregungen und mit der Aktion aufgeworfenen Fragen fassen wir jeweils zusammen, geben darauf Antworten und informieren Sie über den aktuellen Stand.

Fragen

Auf welche Produkte und welche Menge würde sich ein Festbetrag als Sonderabgabe beziehen?
Ausschließlich auf die Nativen Olivenöle Extra und mit einem Betrag pro Liter, nach dem jetzigen Stand der Abstimmung 0,50 €/Liter.
Daraus würde folgen 0,25 €/0,5 l-; 0,50 €/1 l-; 1,50 €/3 l- und 2,50 €/5 l-Gebinde.

Würde der Aufschlag dauerhaft gelten?
Die Sonderabgabe ist für eine Nothilfe in außergewöhnlicher Situation gedacht und würde mit dem Abschluss der Olivenölkampagne 2014 im Preis wieder zurück genommen.

Reichen 0,50 €/Liter und wären nicht 1,00 € besser?
Wir gehen von einer stabilen Nachfrage auch für Olivenölkampagne 2014 aus und mit 50 Cent wäre dann das Volumen einer Nothilfe für die am schwersten betroffenen Erzeuger zu bewältigen. Mit 1,00 €, den ja viele auch bereit wären zu akzeptieren,  könnten wir sicher mehr als nur eine Nothilfe leisten, dieses könnten wir jedoch durch darüber hinaus gehende freiwillige Einzelspenden mit höheren Beträgen erreichen. Hierfür sollten die Spender und Spenderinnen dann die Möglichkeit einer für die Steuer abzugsfähigen Bescheinigung erhalten. Das können wir als Unternehmen jedoch nicht und nehmen deshalb jetzt Gespräche mit entsprechenden Einrichtungen bzw. Vereinigungen auf, um dazu ein Sonderkonto einzurichten.

Wie viel Geld wird benötigt?
Wenn durch den Ernteausfall das Jahreseinkommen verloren gegangen ist, dann wird die Nothilfe für einen Erzeuger sicher zwischen 1.000 und 1.500 Euro pro Monat betragen müssen, um die Betriebs-, Lebenshaltungs- und Abgabekosten nicht zusammenbrechen zu lassen.

Was passiert mit überschüssigen Einnahmen aus der Aktion?
Regelmäßig werden wir die eingegangene Geldsumme offen legen,wer wie viel und warum davon bekommen wird, und wer die Einnahmen und Ausgaben beaufsichtigt. Über etwaige Überschüsse werden wir dann erneut mit Ihnen beraten.

Noch offene Aspekte der Aktion

Wodurch entsteht bei der Aktion ein hoher logistischer Aufwand?
Mit der Aktion wollen wir schnell und unbürokratisch auf die Lage der Erzeuger reagieren, weil ihre Probleme bereits akut sind und die ersten Hilfen schnell anlaufen müssen. Mit einem festen Betrag auf den Preis hätten wir für uns eine Kalkulationsgrundlage mit der wir zunächst in eine Vorleistung gehen können, was in einigen Fällen auch bereits geschehen ist. Noch ungeklärt ist, wie das in den rechtlichen Rahmen unserer Steuergesetze passt, ungern wollen wir die Sonderabgabe der Mehrwertsteuer oder der Gewinnsteuer unterwerfen. Die zu findende Lösung muss dann formal korrekt auf den Rechnungen ausgewiesen werden, was eventuell noch EDV-Herausforderungen für unsere Software mit sich bringen wird.  Bis zum Start der Olivenölkampagne 2014 in der zweiten Märzhälfte werden wir Lösungen gefunden haben.

Kritische Anmerkungen

Was machen arteFakt-Kunden und -Freude, die die Sonderabgabe nicht befürworten oder sie sich nicht leisten können?
Wir möchten hier nicht moralisch richten und es wird auch einige unter uns geben, die sich strecken müssen, um den jetzigen Preis der Olivenöle bezahlen zu können. Wir werden eine begrenzte Menge des Olivenöls No.11 – Katalonien als Sonderartikel ohne die Abgabe der 50 Cent pro Liter einrichten, auf die dieser angesprochene Personenkreis dann für die Olivenölkampagne 2014 ausweichen kann.

Positive Anmerkungen

Hilfe als Tausch und Anerkennung
In mehreren Schreiben wird darauf hingewiesen, dass mit dem Aufschlag und der Hilfe auch ein Dank an die langjährige Leistung und das engagierte Bemühen der Erzeuger für die Qualität und Entwicklung der Olivenöle zum Ausdruck gebracht wird und in dieser Situatuion von „uns“ etwas als Anerkennung zurückgegeben wird, was über den Geldpreis der Olivenöle hinaus reicht.

Anregungen und Ideen

Dauerhafter Solidarfond
Einige Kunden haben angeregt, eine Art Solidaritätsfond aufzubauen, der für die Dauer der Krise oder ggf. angesichts des sich andeutenden Klimawandels möglicherweise sogar dauerhaft denjenigen Produzenten zugute kommt, die unverschuldet schwere Einbußen in ihrer Ernte hinnehmen müssen und dadurch in ihrer Existenz gefährdet werden. Der Geist, der in diesen Anregungen steckt, bewegt uns natürlich tief, denn er zeigt ja, dass wir mit unserem Bemühen um eine menschliche Dimension in der Beziehung mit denen, die unsere Nahrung produzieren, nicht allein sind. Genau das ist auch der Grund, warum wir im Moment nicht darüber nachdenken, einen solchen Sicherungsfond einzurichten: Die wichtigste Absicherung für unsere Produzenten, für unsere Kunden und auch für Unternehmen ist die Qualität – und so, wie wir Qualität verstehen, ist es eben nicht nur die Qualität unserer Produkte oder die Qualität unserer Dienstleistungen, sondern auch die Qualität unserer Beziehungen miteinander. Dass unsere Kunden in dieser Situation höhere Preise in Kauf nehmen, ist doch ein deutliches Zeichen, dass die Erzeuger eben mehr sind als nur Dienstleister, und deshalb ihren Wert nicht verlieren, wenn sie einmal kein Produkt anbieten können.

Patenschaften für Erzeugerfamilien
Eine ähnliche Idee, die an uns herangetragen wird ist auch, Patenschaften für betroffene Familien zu übernehmen. Wir denken und hoffen aber, dass die Situation in einem Jahr eine ganz andere ist und wir in einen normalen Modus zurückkehren, in dem niemand in unserer Gemeinschaft direkt Hilfe benötigt. Natürlich sind wir im Kern ein Unternehmen und die Erzeuger sind stolz darauf, gute Arbeit zu machen und sie sollen davon gut leben können. Diese Ausnahmesituation bleibt hoffentlich genau das: eine absolute, zeitlich begrenzte Ausnahme.

Olivenöl-Abholtage in Wilstedt
Viele Vorschläge beziehen sich auf Solidaritätsaktionen bei den Olivenöl-Abholtagen am 3. und 4. Mai in Wilstedt, und natürlich wird es das geben. Wir sind mit den Planungen noch lange nicht fertig, aber eines ist klar: Auch wer von den Produzenten in diesem Jahr kein oder wenig Öl hat wird dabei sein – schließlich geht es uns allen um mehr als nur um Olivenöl!

Darlehen oder kreditierte Waren-Vorausbezahlung  
Eine häufig geäußerte Idee ist auch, dass viele Kunden sich bereit gezeigt haben, ihre für 2015 geplanten Öl-Bestellungen einfach ein Jahr im Voraus zu bezahlen. Vielen Dank dafür! Wir werden diese Idee jedoch nicht verfolgen, weil die Vorauszahlung letztlich ein Kredit für die Erzeuger wäre, den sie mit der späteren Ernte abzahlen müssten. Das entzerrt das jetzige Problem möglicherweise ein bisschen, eine substanzielle Hilfe wäre das aber nur, wenn die nächste Ernte eine so überragende Menge ergeben würde, dass es die in diesem Jahr ausgefallene Ernte nachträglich ersetzt – quasi eine doppelte Ernte. Angesichts der im letzten Jahr eingetretenden Trockenschäden, bei dem ja auch die Triebe für dieses Jahr geschädigt wurden (Oliven wachsen an den zweijährigen Trieben), ist das sehr unrealistisch. Vorauszahlungen würden also den Produzenten Kredite aufbürden, die sie nie abtragen können – und nicht nur Zynikern wird auffallen, dass ein derartiges System der „Kredithilfe“ in der seit Jahren andauernden griechischen Finanzkrise nur zu immer höheren Schulden führt. Wir erinnern an die erst jüngst zurückliegenden beiden „Jahrhundertfluten“, auch hier war denen, den ein zweites Mal ihr Haus weggeschwemmt wurde, nicht mit Krediten wirklich geholfen.
Dieses Instrument möchten wir daher nicht anwenden, aber wir sehen natürlich den guten Willen dahinter und bedanken uns sehr dafür.

Noch einmal: Es ist überwältigend schön, diese Solidarität zu spüren und zu beobachten. Danke, danke, danke!

3 Gedanken zu „Wir sind überwältigt von Ihren spontanen Reaktionen“

  1. Birgit Küttner

    Sehr geehrter Herr Bölicke,
    ich bin froh und dankbar, seit vielen Jahren mein Olivenöl über arteFakt beziehen zu können und glaube ganz fest, dass der Preis für diese Qualität durchaus günstig ist (andere Öle minderwertigerer Qualität sind sehr wohl teuerer). Schön zu wissen, dass man damit Familien in ihrer Existenz und Arbeit für eine phantastische Sache unterstützt. Unsere Erde bräuchte viel, viel mehr solcher Ideen, die mutig in Taten umgesetzt werden. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass es wirklich Menschen gibt, die hier ihr Olivenöl bestellen und nicht in der Lage sind, 0,50 € oder 1,00 € pro Liter mehr zu bezahlen – für mich ist das eine Frage des Einstellung. Auch wenn ich weiß, dass mein Geld im Portemonnaie für den Rest der Woche zur Ernährung einer 4-köpfigen Famile manchmal mehr als knapp bemessen ist, gehe ich an keinem Hilfsbedürftigen vorbei, ohne etwas von dem, was ich noch habe, abzugeben. Nur wer gibt wird auch bekommen. Viel Erfolg!

  2. Solidarität ist nie eine Einbahnstraße, es ist mir daher wichtig möglichst viel Faktoren bei den Aktionen zu berücksichtigen, um zu den notwendigen Differenzierungen zu kommen. Die schwierigste Aufgabe ist es die richtige Ästhetik des Prozesses dabei zu finden, weil die Hilfe nicht zu einer Hierarchie zwischen Gebern und Empfängern führen darf, was Herr Ulrich als empfundene Stigmatisierung bezeichnet.
    Empfänger belastet die Annahme einer Hilfe emotional sehr viel mehr als es Spender beim Geben empfinden. Hilfe annehmen zu müssen kann ja auch ein Stück weit als ein Verlust an Selbstbestimmtheit und Freiheit empfunden werden. Den Betroffenen Erzeugern geht das ganz gewiss so.
    Wenn es nun zu einem mehrheitlich gewollten pauschalen Solidaraufschlag kommen wird, dann gehört es eben mit zu der differenzierten Sicht, jene nicht aus dem Blick geraten zu lassen, denen es nicht leicht fällt sich auf diese monetäre Weise an der Solidaraktion zu beteiliegen. Dass sie dennoch dabei bleiben, und dass auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten können, dafür bilden wir Gemeinschaft mit entsprechenden Angeboten. Diese zu nutzen stigmatisiert nicht, sondern signalisiert mit dazu gehören zu wollen, ein nicht weniger wichtiger Beitrag.
    Die Wenigen, die dieses Angebot missbrauchen werden, halten wir aus und lassen uns in der Asthetik unseres Zusammnehalts nicht danach ausrichten.

  3. Für Leute mit geringem Einkommen (kleine Rente) halte ich eine Zwangsabgabe für ungerecht. Leute, die es sich leisten können, sollten lieber etwas gezielt spenden. Die Idee ein kleines Kontingent nur eines Öls ohne Abschlag anzubieten, stigmatisiert diejenigen, die sich ihr Öl „vom Munde absparen“ müssen.

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