Im März 2011 kritisierte Slow Food Deutschland e.V. die Änderung der EU-Olivenölverordnung in einer Pressemitteilung wie folgt:

Ab dem 1. April 2011 erlaubt eine neue EU-Verordnung (61/2011) den Verkauf von sogenannten desodorierten Olivenölen unter der Gütebezeichnung “nativ extra” bzw. “extravergine”. Damit sind der Verbrauchertäuschung Tür und Tor geöffnet. Eine Stellungnahme von Slow Food International.

Die neue EU-Verordnung 61/2011 genehmigt den Verkauf von Olivenöl unter der Gütebezeichnung “nativ extra” (Extra vergine), die einen Höchstgehalt an Alkylestern von 150mg/kg aufweisen. Letztere sind chemische Verbindungen, die sich durch Veresterung von freien Fettsäuren mit niedermolekularen Alkoholen bilden und vor allem in minderwertigen Produkten aufgrund fehlerhafter Herstellungstechniken oder schlechter Fruchtqualität anzutreffen sind. Mit dem neuen Grenzwert von 150mg/kg öffnet die Verordnung jetzt den europäischen Markt für Ölmischungen zweifelhafter Qualität. Zum Vergleich: Ein Öl aus unversehrten Oliven, die gleich nach der Ernte gepresst werden, enthält maximal 10 bis 15 mg/kg, im Ausnahmefall bis zu 30 mg/kg Alkylester.

Der Grenzwert von 150 mg/kg, der nun von der europäischen Verordnung festgelegt wird, ist nicht repräsentativ für ein natives Olivenöl extra aus hochwertigen Oliven. Insbesondere ermöglicht er es den Produzenten, natives Olivenöl extra mit einem Produkt geringerer Qualität zu mischen, wie etwa desodoriertem Öl mit hohen Alkylesterwerten.
“Nur minderwertige Öle müssen desodoriert werden”, erläutert Carlo Petrini, internationaler Präsident von Slow Food. “Es ist nicht akzeptabel, dass ein chemisches Verfahren, das bisher für natives Olivenöl extra verboten war, erlaubt wird, nur damit ein gepanschtes Produkt auf dem Markt gelangen kann, ohne dass der Verbraucher es am Etikett erkennt.” Ausdrücklich warnt Petrini auch vor den Folgen für die Olivenöl-Erzeuger. “Dieses Gesetz geht genau in die entgegengesetzte Richtung, die der EU-Agrarkommissar Dacian Ciolos mit der neuen Gemeinsamen Agrarpolitik der EU einzuschlagen schien.

Man kann Qualität nicht schützen, indem man die ehrlichen Erzeuger von nativem Olivenöl schädigt, die sich in dieser Zeit ohnehin in großen Schwierigkeiten befinden. Wenn ein Öl desodoriert ist, muss dies mindestens auf dem Etikett angegeben sein, nur so kann das Recht der Verbraucher auf Information und Gesundheit gewahrt bleiben.”

Pressekontakt: Slow Food Deutschland e.V.
Michael Heise, Tel.: 0421.45 05 95, michael.heise@slowfood.de, Slow Food Convivium Bremen

(Quelle: Slow Food)

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