Gute und schlechte Jahre

Noch vor wenigen Wochen schien sicher: Das wird ein ertragreiches und von der Qualität besonderes Jahr für die Olivenbauern hier im südlichen Katalonien. Doch dann folgte das, worüber sich Urlauber freuen, Bauern und Müller sich jedoch richtig ärgern: Ein viel zu warmer Oktober, in einigen Orten sogar der wärmste Oktober seit der Temperaturaufzeichnung! Doch was ist nun so schlimm daran? Es sind die Olivenfliegen, Hauptfeind Nummer 1, die sich bei solch hohen Temperaturen pudelwohl fühlen und sich rasend schnell vermehren.
Auch in der Mühle von Josep Maria Mallafré war das sehr deutlich zu sehen. Am 10. Oktober öffnete er seine Mühle für die ersten Bauern, die ihre Oliven anlieferten. Fast ausschließlich grüne, recht kleine Arbequina-Oliven, die nur wenige Schäden aufwiesen. Klein deswegen, weil es im September und Anfang Oktober kaum regnete und sich die Olive somit nicht noch einmal etwas „aufpumpen“ konnte. Nur drei Wochen später hat sich das Bild geändert, nicht drastisch, dennoch deutlich sichtbar. Die Oliven, die in die Mühle kommen sind immer noch zahlreich, doch leider weisen viele Früchte Stiche der Fliegen auf. Es gilt, noch mehr als üblich, dass die Ernte der Bauern auf dem schnellsten Weg vom Feld in die Mühle und dort verarbeitet werden muss.

Mitte Oktober: Da war die "Olivenwelt" noch in Ordnung...

Mitte Oktober: Da war die „Olivenwelt“ noch in Ordnung…

Seit einigen Tagen hat sich die Wetterlage jedoch ein wenig verbessert. Zwar ist es während des Tages immer noch über 20 Grad, doch die Nächte sind jetzt deutlich kühler als zuvor. Somit ist das Ende der diesjährigen Olivenfliegengenerationen, die bei niedrigeren Temperaturen sich nicht mehr vermehren, in Sicht.

Wie unterschiedlich selbst in Katalonien die Lage bzgl. der Menge und Qualität der Oliven ist, zeigen die Nachrichten aus den etwas südlich (ca. 40 Kilometer) gelegenen Bezirken: Hier hat die Olivenfliege dermaßen erbarmungslos zugeschlagen, dass die Bauern mit einem Ernterückgang mit bis zu 80 % rechnen müssen. Mit diesen Zahlen verglichen haben die Bauern, die die Mühle von Josep Maria Mallafré beliefern, noch Glück gehabt. (Kein Glück hingegen haben die Produzenten beim Preis, den Sie für ihre Ernte erhalten, denn der ist von 3 € für das Kilo Olivenöl auf 2,50 € gesunken).

Schon werden in diesen Tagen wieder die Rufe nach den genveränderten Olivenfliegen laut! Ein britisches Biotech-Unternehmen hat einen Antrag auf erstmalige Feldversuche bei der katalanischen Landesregierung gestellt. Sollte das Unternehmen die Zusage bekommen, so werden im kommenden Jahr mehrere Feldversuche mit genveränderten Fliegen durchgeführt.

 

Herzliche Grüße aus Katalonien
Veronica und Ralf

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