Bewusstsein für eigene Öle

Bis vor wenigen Jahren war es in Barcelona nur in wenigen Geschäften möglich, gutes Olivenöl zu kaufen. Der Grund war schlicht und einfach: Fast jeder Städter hatte irgendwo in Katalonien seinen „eigenen“ Olivenölerzeuger; sehr häufig war es die Genossenschaft jenes Dorfes, in der Teile der Familie wohnten. So war der Besuch der Verwandten auch immer mit dem Einkauf von Olivenöl verbunden. Und dabei wurde natürlich nicht „gekleckert“… das gute Öl wurde immer in 5-Liter- Behältern eingekauft. Dass das Olivenöl selbstverständlich jeweils das Beste war, versteht sich von selbst. Mein Schwiegervater ist bis heute felsenfest davon überzeugt, dass das Olivenöl aus „seiner“ Kooperative in Montbrio del Camp nicht nur das schmackhafteste, sondern auch das gesündeste ist.

In den vergangenen Jahren hat sich die Situation in Barcelona jedoch geändert. Wer heute gutes Öl kaufen will, der wird auch in der katalanischen Metropole (fast) überall fündig. Ähnlich wie bei der positiven Entwicklung und Vermarktung der einheimischen Weine – beispielsweise aus dem Penedes oder dem Priorat -, so sind ähnliche Strukturen auch im Olivenölsektor zu erkennen. Alleine in der Altstadt Barcelonas sind uns gleich fünf Fachgeschäfte für katalanisches Olivenöl bekannt.

Eines davon, das Olimar, besuchten wir vor einigen Tagen. Mit einer kleinen, aber sehr guten Auswahl an Olivenölen wussten wir direkt, dass hier „Fachfrauen“ am Werk sind. Maria-Jesus und Eli sind Schwestern und zeigen sehr viel Engagement, um ihre Geschäftsidee am Laufen zu halten. Beide sind der Meinung, dass über Jahre hinweg, wenig Bewusstsein dem eigenen Öl entgegengebracht wurde. Doch das würde sich seit einigen Jahren ändern. Die Schwestern prophezeien, dass die Entwicklung bzgl. der Vermarktung ähnliche Wege wie beim Wein gehen würde. Auf der einen Seite gibt es die Masse und auf der anderen Seite die Erzeuger, die auf Qualität achten. Außerdem, so sind sich beide sicher, ist die Qualität in den vergangenen Jahren stark gestiegen. So wissen Sie, dass sich immer mehr kleine, autonome Olivenbauern trauen, ihr eigenes, mit viel Liebe und Sorgfalt produziertes Olivenöl herzustellen.

Eine Entwicklung, die vielleicht noch kein Trend ist, aber Grund genug, sich darüber zu freuen, dass es immer wieder genügend Idealisten gibt, denen die Qualität wichtiger als die Quantität ist.

 

Herzliche Grüße aus Katalonien
Veronica und Ralf

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