Erstes interkulturelles Erntecamp auf dem Patenschaftshain in Palombaio
Eine Woche lang durften wir, die junge Generation von arteFakt, uns mit dem Thema Klimawandel und seine Auswirkungen auf die Olivenlandwirtschaft beschäftigen. In der süditalienischen Region Apulien befindet sich im Örtchen Palombaio der zwei Hektar große Olivenhain von arteFakt. Dieser Olivenhain wurde vor Jahren erworben, da er in der Region der letzte nicht flurbereinigte und in seiner ursprünglichen Form als Olivengarten mit einer hohen Vielfalt an Pflanzen und Kleintieren, erhalten geblieben war. Ein Patenschaftsmodell der Olivenbäume, ein „Klima- und Generationen-Zukunftsfonds“ der Genossenschaft, sowie der „1-Euro-Museumstaler“ aus unserem Onlineshop, tragen zum Unterhalt und zur Weiterentwicklung des Olivenhains zu einem Landschaftsmuseum bei.
Mit dem Klimawandel stellen sich neue Herausforderungen, für die unser Hain eine gute Modellfläche für Forschungsexperimente zur Beeinflussung des Mikroklimas genutzt werden könnte. In diesem ersten interkulturellen Erntecamp haben wir gemeinsam mit jungen italienischen Lernwilligen und Expert:innen Ansätze dafür erkundet, welche wir mit euch in Form von einem kleinen Reisetagebuch teilen möchten.
Montag, 24. Oktober 2022
Heute war der erste Tag von unserem Erntecamp in Italien. Nachdem wir alle auf unterschiedlichen Wegen angereist sind, haben wir uns abends bei einem arteFakt-Freund, Emanuele, in der besten Pizzeria von Bitonto getroffen um einander kennenzulernen. Zu unserer Gruppe gehören Valter (IT), Dávide (IT), Ingrid (FR/IT), Antonio (IT), Manuela (IT/DE), Jakob (DE), Franziska (DE) und meine Wenigkeit: Janika (DE). Angeleitet werden wir die Woche über von Conrad Bölicke, Giuseppe Lombardi und Vincenzo Lombardi, den Produzenten von unserem Olivenöl No.7 grün.
Dienstag, 25. Oktober 2022
Zum offiziellen Start haben wir uns heute Morgen auf dem Olivenhain von arteFakt in Palombaio getroffen und einen ersten Rundgang gemacht. Hierbei verschafften wir uns einen ersten Überblick über den Zustand und lernten von Conrad einiges über die Geschichte und Wichtigkeit des Olivenbaumes. Nach dem Rundgang kamen wir schon zu unserem ersten praktischen Einsatz: Vincenzo lehrte uns warum und wie man die Triebe des Olivenbaumes nachhaltig beschneidet. Anschließend durften wir selber die Hacke zur Hand nehmen und anfangen die Rund 180 Olivenbäume auf dem Hain zu beschneiden. Nachmittags erklärte Conrad uns den Zellenaufbau der Olive. Der Tag endete mit vielen neuen Eindrücken und einem wunderschönen Sonnenuntergang auf dem gepflegten Olivenhain.
Mittwoch, 26. Oktober 2022
Heute stand auf dem Programm: die Ernte der Oliven. Wir starteten wegen der Hitze früh morgens und legten zuallererst die Netze unter den Bäumen aus. Gemeinsam ernteten wir dann als Team mit kleinen Harken sowie elektrischen und schonenden Rüttlern aus Karbon die Oliven von den Ästen. Wir haben von neun Bäumen ungefähr 150 Kilogramm Oliven geerntet. Nach der Ernte zeigte Vincenzo uns, wie man die Olivenbäume in ihrer Krone beschneidet und pflegt, um dies anschließend natürlich auch selber wieder praktisch ausprobieren zu können. Am Nachmittag besichtigten wir verschiedene Ölmühlen in Palombaio. Außerdem wurde uns gezeigt, wie die Mühlen früher funktionierten und wie das Verfahren zur Gewinnung des Öls heute aussieht. Sehr interessant!
Donnerstag, 27. Oktober 2022
Der Vormittag startete bei „Regen Habitat“, einer nachhaltigen Organisation. Sie fördern die Regeneration von Ökosystemen und Territorien durch eine ökologische Bewirtschaftung des Landes und führen auch unterschiedliche Workshops durch. Bei diesem Besuch lernten wir viel über das Thema Permakultur und nahmen Inspirationen für das eigene Projekt auf dem Olivenhain mit. Am Nachmittag besuchten wir noch die Mühle der Kooperative DeDeo (Unser Olivenöl No.7 fruchtig) in Minervino und ließen uns von Giulio Sciascia herumführen und die Produktion erklären. Den Abend verbrachten wir bei unseren Freunden der Musikgruppe „Re Pambanélle“. Wir durften hautnah bei ihrer Probe dabei sein und sogar mit ihnen tanzen. Was für tolle Erinnerungen!
Freitag, 28. Oktober 2022
Dávide, ein Teilnehmer vom Erntecamp, zeigte uns heute Morgen seine eigene Landwirtschaft. Er hat rund 5 ha Land in Ruvo auf dem er überwiegend Wein, aber auch Olivenbäume, Pilze und weiteres Gemüse anbaut. In einem großen Gewächshaus erzeugt er mithilfe von Würmern seinen eigenen Humus. Im Anschluss fuhren wir in die Stadt Ruvo um dort mit der Gruppe an einer Olivenölverkostung von Conrad teilzunehmen. Die Verkostung fand in einer sozialen Einrichtung statt, in der Jugendliche auf die Arbeit in der Gastronomie vorbereitet und ausgebildet werden. Somit ließen wir uns mittags von dem jungen Team mit leckeren Spezialitäten der Region versorgen. Das Nachmittagsprogramm haben Vater und Sohn Lombardi gestaltet: Zuerst fuhren wir zu der Olivenölmühle Agresti, wo Giuseppe Lombardi uns die Produktionsschritte genau erklärte. Danach ging es zum Sonnenuntergang auf einen Olivenhain der Lombardis. Am Abend zeigte Giuseppe uns dann seine Heimatstadt Andria und führte uns zu einem Confetto Museum, wo wir uns durch die Leckereien probieren und ein paar Mitbringsel für unsere Liebsten kaufen konnten. Den langen Tag durften wir dann noch bei einem gemeinsamen Abendessen in einem wunderschönen spanischen Restaurant ausklingen lassen.
Samstag, 29. Oktober 2022
Der sechste Tag des Erntecamps startete wieder auf dem Olivenhain in Palombaio. Während Franziska und ich eine Karte mit genauen Positionen der einzelnen Patenschaftsbäume erstellten und die Olivenbäume fotografierten, pflegten die anderen in der Zeit die letzten Bäume. Am Abend ging es für unsere Gruppe dann nach Minervino, denn hier wurde für den Pilz „Cardoncello“ ein großes Fest ausgerichtet. Minervino ist übrigens der Ort mit dem vor einigen Jahren immer mal wieder interkulturelle Austausche zwischen der JSG Wörpetal und der Jugend aus Minervino stattgefunden hat. Auf dem Fest schlenderten wir durch die Straßen, probierten viele regionale Spezialitäten und tanzten zu italienischer Livemusik.
Sonntag, 30. Oktober 2022
Heute war schon der letzte Tag von unserem Erntecamp. Wir begaben uns auf eine Wildkräuterwanderung in die Murge, welches eine felsige Kalkhochebene ist, die es so nur in dieser Region gibt. Bei der Wanderung konnten wir an vielen wilden Kräutern schnuppern und auch einige probieren. Wir haben sogar einige Kräuter in der Woche schon mal auf unseren Tellern vorfinden können. Am Abend zeigten uns Dávide, Antonio und Valter ihren Heimatort Ruvo und führten uns zu einem letzten gemeinsamen Abendessen in eine Pizzeria mit Brauerei. Nach dem Dinner ging es dann noch zu einer der besten Eisdielen der Stadt. Delizioso! Im Anschluss mussten wir uns dann leider voneinander verabschieden, aber wir sind uns sicher, dass wir uns spätestens bei den Olivenölabholtagen im Mai wiedertreffen und unsere Erinnerungen an das Erntecamp austauschen!
Für uns alle war das Erntecamp eine Reise mit vielen neuen Eindrücken und Erfahrungen. Nun gilt es die aus der Reise resultierendenIdeen in die Tat umzusetzen.
Liebe Janika,
mit Begeisterung habe ich Deinen schönen Bericht gelesen; wie ein Kind ruft es in mir: will auch! (Lernen, gemeinsam arbeiten, genießen …) Dein lebendiger Bericht hat diesen Wunsch schon, wenigstens im Hindenken, ein Stückchen verwirklicht.
Du und Franziska, ihr habt die Patenschaftsbäume im Hain Palombaio kartographiert: sollte dort noch „mein“ Baum stehen, mein Schildchen hängen? Und daneben das von meiner Partnerin Corinna? Es ist lange her, daß wir für den Erwerb des Hains gespendet haben und eine Patenschaftsurkunde erhielten – seither besteht diese Verbundenheit. Und ja, es war noch nicht möglich, selbst mal dorthin zu reisen und das entstandene Museum zu besuchen. Daher hat mich Dein Bericht und die Reise von Euch,dem jungen artefakt-Team sehr gefreut. DANKE für Euer Engagement.
Nicoa Noack
Liebe Nicola,
vielen Dank für dein Feedback! Es freut uns sehr, dass dich unsere Erlebnisse so sehr bewegt haben. Wir haben auch deinen und den Baum deiner Partnerin gepflegt und fotografiert. Falls du Interesse hast, schreibe uns gerne eine E-Mail an veranstaltungen@artefakt.eu, dann senden wir dir die Fotos zu. Vielleicht ergibt sich für dich zukünftig einmal die Gelegenheit, eure Bäume und unseren Patenschaftsolivenhain selbst zu besuchen – wir drücken dir ganz feste die Daumen! Und bis dahin halten wir euch einfach auf dem Laufenden.
Viele Grüße
Franziska vom arteFakt-Team