Ein Reisebericht vom dritten Tag im Klimacamp

Das ist gar nicht so leicht: Dinkel zu säen. Man muss die Körner gleichmäßig über das Beet streuen, in einem großen Bogen, mit lockerer Hand, und dabei vorsichtig voranschreiten, fast ein wenig feierlich. Nur gut, wenn einem da Domenico Angelini zur Seite steht, ein Spezialist, der daheim in Umbrien lokale Getreidesorten und Hülsenfrüchte anbaut. In Palombaio, im Landschaftsmuseum und Patenschafts-Olivenhain, hat er uns gezeigt, wie man Dinkel zwischen Weinreben sät. Es ist ein wunderbares Experiment, das zeigt, wie Pflanzen voneinander profitieren, ihr Wachstum fördern, sich vor Trockenheit schützen und so dem Klimawandel leichter trotzen können.

Denn darum ging es bei diesem dritten Tag des Agroforstworkshops und Klimacamps: Neues zu lernen, Neues auszuprobieren. In langen Reihen haben wir Weinreben gepflanzt, von der Sorte Nero di Troia, die typisch für die Region und besonders hitzeresistent ist. Vorher kam Humus in die eigens gebohrten Erdlöcher, hergestellt von Davide Colasanto, dem Humus-Experten aus Ruvo di Puglia. Mit seinen Cousins hat er vor einigen Jahren ein Start-up gegründet namens Greenta. Das Geheimnis seines Super-Humus sind die Regenwürmer, die den Boden so besonders locker und fruchtbar machen, und die er in großen Mengen züchtet. Auch ihm geht es darum, die Biodiversität zu erhalten und zu stärken und so zu einer nachhaltigen, resistenten Landwirtschaft beizutragen. Sein Credo:

Natürlich profitieren davon auch die Olivenbäume. Wenn man sie nur richtig pflegt! Der Baumschnitt ist eine Kunst. Giuseppe Lombardi, Fachmann für Bio-Anbau aus Andria, und die jungen, leidenschaftlichen Olivenbauern in seinem Team klettern dafür hoch in die Äste, balancieren mit Schere, Säge und Motorsäge. Sie sind Meister darin, Olivenbäume so zu schneiden, dass sie immer wieder neue Triebe ausbilden, viele Früchte tragen und lange gesund bleiben. Geduldig haben uns diese Profis erklärt, welche Zweige sie wo, warum und wie abschneiden, und unermüdlich und super professionell hat Manuela Di Bari von arteFakt aus Wilstedt alle ihre Erläuterungen übersetzt. Dann durften wir selbst zeigen, was wir gelernt hatten. So lautete ja auch das Motto des Tages:

Beim Picknick gab es also genug Gesprächsstoff zum Fachsimpeln. Wie die Bäume wohl am besten die apulischen Sommer überstehen, die in den letzten Jahren immer heißer und trockener geworden sind? Wie die Olivenhaine widerstandsfähiger werden? Wie die Böden reichhaltiger? Vor dem schönen Trullo mitten im Museumsgarten servierten Giovanni und sein Bruder apulische Köstlichkeiten: Ihre Panini mit der frisch gegrillten Pferdewurst und der deftigen Caciocavallo Impiccato, eine geräucherte regionale Käsesorte, waren genau die Stärkung, die an so einem herrlichen Märztag an der frischen Luft guttut. Dazu gab es kräftigen Rotwein und als Nachtisch saftige Orangen. 

Und die Mandelbäume, deren Früchte längst als superfood gelten, lecker und gesund, mal ganz abgesehen von den vielen Süßspeisen, für die man sie braucht? Sie werden nicht so alt wie die Olivenbäume, müssen aber ebenfalls ab und zu geschnitten werden, damit sie nicht brechen, nicht morsch werden, Früchte tragen können. Ein beschnittener Baum sollte aussehen wie eine Vase: außen im großen Rund die Äste, innen viel Luft und Licht, so dass Feuchtigkeit und Krankheiten fern bleiben. Kaum einer weiß besser, wie das geht, als Prof. Vincenzo Lombardi, Giuseppes Vater, Landwirtschaftsexperte, Hochschullehrer und vor allem der erste Bio-Bauer Apuliens. Mit dem Zigarillo im Mundwinkel zog er mit uns in den oberen Teil des Museumsgartens, dorthin, wo die vielen alten Mandelbäume stehen. Bedächtig ging er vor, betrachtete den Baum zuerst, arbeitete sich dann Ast für Ast, Zweig für Zweig vor, konzentriert, immer wieder mit der Säge innehaltend, sein Werk mit etwas Abstand kontrollierend, verbessernd. Wohl keiner von uns hätte sich getraut, so mutige Schnitte zu machen wie er. Dass Vincenzo Lombardi bei diesem Workshop seine Technik, sein Wissen, seine Erfahrung zeigen konnte, war ein großes Glück. Sein Können hat uns beeindruckt. Und für unseren eigenen Garten inspiriert. Danke, dass wir dabei sein durften! 

Domenico Angelini, Manuela Di Bari und Giuseppe Lombardi
Vorbohren der Löcher für die Weinreben
Palma Iacobelli pflanzt junge Weinreben.
Prof. Vincenzo Lombardi erklärt den Schnitt von Olivenbäumen.
Francesco aus der Ernteteam von Giuseppe Lombardi zeigt den richtigen Schnitt von Olivenbäumen.
Im Workshop Gelerntes direkt selber anwenden.
Nach dem Schnitt der Olivenbäume folgt das Aufräumen.
Giuseppe Lombardi und Conrad Blöcke probieren wilden Spargel der auf dem Olivenhain wächst.
Mittagessen auf dem Olivenhain.
Panini mit frisch gegrillter Pferdewurst und deftigen Caciocavallo Impiccato, eine geräucherte regionale Käsesorte von Giovanni und seinem Bruder.
Prof. Vincenzo Lombardi lehrt worauf es beim Schnitt von Mandelbäumen zu achten gilt.
Manuela Di Bari an der Motorsäge beim herunterschneiden von toten Mandelbäumen.
Manuela Di Bari lockert, in Vorbereitung für die Aussat, den Boden.
Giorgio beim Aussäen vom Dinkel – in Anleitung von Domenico Angelini.
Ausgesäter Dinkel zwischen den Weinreben.
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Domenico Angelini, Manuela Di Bari und Giuseppe Lombardi
Vorbohren der Löcher für die Weinreben
Palma Iacobelli pflanzt junge Weinreben.
Prof. Vincenzo Lombardi erklärt den Schnitt von Olivenbäumen.
Francesco aus der Ernteteam von Giuseppe Lombardi zeigt den richtigen Schnitt von Olivenbäumen.
Im Workshop Gelerntes direkt selber anwenden.
Nach dem Schnitt der Olivenbäume folgt das Aufräumen.
Giuseppe Lombardi und Conrad Blöcke probieren wilden Spargel der auf dem Olivenhain wächst.
Mittagessen auf dem Olivenhain.
Panini mit frisch gegrillter Pferdewurst und deftigen Caciocavallo Impiccato, eine geräucherte regionale Käsesorte von Giovanni und seinem Bruder.
Prof. Vincenzo Lombardi lehrt worauf es beim Schnitt von Mandelbäumen zu achten gilt.
Manuela Di Bari an der Motorsäge beim herunterschneiden von toten Mandelbäumen.
Manuela Di Bari lockert, in Vorbereitung für die Aussat, den Boden.
Giorgio beim Aussäen vom Dinkel – in Anleitung von Domenico Angelini.
Ausgesäter Dinkel zwischen den Weinreben.
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2 Gedanken zu „Reisebericht Oliver Hoischen“

  1. Schwengers Renate

    Danke für den Bericht über den Olivenhain Palombaio, an dem ich mich u.a. vor Jahren beteiligte und immer an seinem Fortschritt interessiert war und bin. Der Fortschritt für eine nachhaltige Bewirtschaftung beeindruckt mich und macht mich froh. Gerne beteilige ich mich weiterhin am Klimacamp und freue mich über Ihre Nachrichtern dazu.

  2. Vielen Dank für das Teilen Deiner Eindrücke Oliver! Sehr schön und lebendig beschrieben welche Dinge es zu erfahren gab.

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